Milliarden-Verlust! So teuer ist der Klimawandel!

Die Debatte über Klimaschutzmaßnahmen wird oft von einer Frage dominiert: Können wir uns das leisten? Diese Perspektive ignoriert jedoch die Tatsache, dass die finanziellen Folgen des Klimawandels bei Untätigkeit drastisch höher sein werden. Hier ist ein tieferer Blick auf die finanziellen Konsequenzen, die uns erwarten, wenn wir nicht sofort handeln.
Die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Stürmen nehmen weltweit zu. Dies verursacht nicht nur immense humanitäre Verluste, sondern bringt auch massive wirtschaftliche Schäden mit sich. Versicherungen und Wiederaufbaukosten steigen kontinuierlich an. Laut einer Studie der Münchener Rückversicherung belaufen sich die jährlichen Schäden durch Naturkatastrophen weltweit auf über 200 Milliarden Dollar. Ein aktuelles Beispiel ist der Hurrikan Ian, der 2022 in den USA Schäden in Höhe von etwa 113 Milliarden Dollar verursachte. In Deutschland kosteten die Flutkatastrophen im Ahrtal und in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021 über 30 Milliarden Euro. Solche Kosten belasten nicht nur Versicherungen, sondern auch staatliche Haushalte, die für den Wiederaufbau und die Infrastrukturreparatur aufkommen müssen. Da die Risiken weiter steigen, werden auch die Versicherungsprämien immer teurer. Immobilien- und Landwirtschaftsversicherungen in gefährdeten Regionen könnten bald unerschwinglich werden, was die Besitzer belastet und die betroffenen Regionen wirtschaftlich schwächt. Auch private Haushalte sind hiervon betroffen, da steigende Versicherungsprämien die Lebenshaltungskosten erhöhen und Investitionen in betroffene Regionen zurückgehen. Die Landwirtschaft leidet ebenfalls unter den klimatischen Veränderungen. Dürren und Wetterextreme führen zu Ernteausfällen und verteuern die Lebensmittelpreise. Die Welternährungsorganisation (FAO) schätzt, dass die weltweiten Ernteverluste durch klimatische Veränderungen in den nächsten Jahrzehnten je nach Region auf 5 bis 25 % ansteigen könnten. Die daraus resultierenden Preiserhöhungen belasten die Konsumenten und führen zu Preisinstabilitäten, die sich auf die gesamte Volkswirtschaft auswirken.
Auch Immobilien und Infrastruktur sind von den finanziellen Folgen des Klimawandels stark betroffen. Unsere Infrastruktur ist nicht für die Herausforderungen eines veränderten Klimas ausgelegt. Häufigere Extremwetterereignisse setzen Straßen, Brücken, Schienen und Gebäude stark zu und verursachen enorme Instandhaltungskosten. Der steigende Meeresspiegel und zunehmende Überschwemmungen bedrohen besonders Immobilien in Küstennähe oder in Überschwemmungsgebieten. Eine Studie des Union of Concerned Scientists schätzt, dass allein in den USA bis 2045 rund 300.000 Wohngebäude einem hohen Überschwemmungsrisiko ausgesetzt sein werden. Dies wird zu erheblichen Wertverlusten führen und auch den Immobilienmarkt insgesamt destabilisieren. Die Aufrechterhaltung unserer Infrastruktur wird immer teurer. Straßen, Schienen und andere Transportwege werden durch die Hitze beeinträchtigt: Asphalt dehnt sich aus, Schienen verformen sich, und Straßenbeläge verschleißen schneller. Ein Bericht der Europäischen Umweltagentur schätzt, dass die Instandhaltungskosten für Infrastruktur in Europa aufgrund des Klimawandels bis 2050 auf über 250 Milliarden Euro ansteigen könnten, wenn keine Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden.
Der Klimawandel hat zudem erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, was wiederum zu höheren Gesundheitskosten und Produktivitätsverlusten führt. Hitzewellen erhöhen die Sterblichkeitsrate und belasten die Gesundheitssysteme. Laut einer Studie des deutschen Bundesumweltamts könnten durch hitzebedingte Gesundheitskosten in den nächsten Jahrzehnten mehrere Milliarden Euro zusätzlich anfallen. Atemwegserkrankungen nehmen aufgrund von schlechter Luftqualität und zunehmender Pollenbelastung ebenfalls zu. In den USA schätzt die American Public Health Association, dass die gesundheitlichen Kosten des Klimawandels bis 2090 rund 820 Milliarden Dollar jährlich betragen könnten. Hinzu kommen Produktivitätsverluste, die sich ebenfalls finanziell auswirken. Hitzeperioden reduzieren die Arbeitsproduktivität, insbesondere in der Landwirtschaft und im Baugewerbe. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) prognostiziert, dass bis 2030 weltweit rund zwei Prozent der gesamten Arbeitszeit aufgrund extremer Hitze verloren gehen könnten. Das entspricht einem wirtschaftlichen Verlust von rund 2,4 Billionen Dollar, der Volkswirtschaften hart trifft und das wirtschaftliche Wachstum langfristig beeinträchtigt.
Neben den Auswirkungen auf Gesundheit und Infrastruktur sind auch die öffentliche Sicherheit und Migration von den finanziellen Folgen des Klimawandels betroffen. Der Klimawandel kann zu sozialen Spannungen und Migration führen, was erhebliche Kosten für die öffentliche Sicherheit und die Integration von Migranten mit sich bringt. Laut einer Prognose der Weltbank könnten bis 2050 über 200 Millionen Menschen durch den Klimawandel zur Migration gezwungen sein. Diese Migrationsströme werden vor allem auf Industrieländer zukommen und stellen erhebliche finanzielle Anforderungen an die Infrastruktur, das Gesundheitssystem und die Sozialdienste der aufnehmenden Länder. Bereits jetzt sind europäische Länder unter Druck, die Integration und Versorgung von Flüchtlingen zu finanzieren – eine Herausforderung, die durch klimabedingte Migration noch größer wird. Zudem können Wasserknappheit und Ressourcenmangel zu Konflikten führen und bestehende Spannungen verschärfen. Regionen wie der Nahe Osten und Teile Afrikas sind besonders anfällig für klimabedingte Ressourcenknappheit, was zu Destabilisierung und Gewalt führen kann. Die finanziellen Kosten zur Bewältigung dieser Konflikte und zur Sicherung der nationalen Grenzen könnten enorm ansteigen und die staatlichen Ausgaben für Sicherheit erheblich belasten.
Ohne aktiven Klimaschutz riskieren wir, dass sich der Staat langfristig immer mehr verschulden muss, um auf klimabedingte Katastrophen zu reagieren und grundlegende Bedürfnisse zu sichern. Wenn Naturkatastrophen häufiger und teurer werden, müssen Regierungen größere Summen in den Wiederaufbau und die Prävention investieren. Ohne solide Klimaschutzpläne könnten Staaten an ihre finanziellen Grenzen stoßen, was sich auf die Kreditwürdigkeit auswirkt, die Kreditkosten erhöht und die Investitionsmöglichkeiten des Staates einschränkt. Klimawandelbedingte Schäden und höhere Kosten beeinträchtigen das Wirtschaftswachstum. Ohne Investitionen in Klimaschutz und -anpassung riskieren wir, dass sich Unternehmen gegen Deutschland oder Europa als Standort entscheiden, wenn andere Länder besser gegen die Klimarisiken gewappnet sind. Der daraus resultierende Rückgang an Investitionen und der Verlust von Wettbewerbsfähigkeit werden die langfristigen Wachstumsaussichten massiv beeinträchtigen.
Die ökonomische Logik ist klar: Die Kosten des Klimawandels ohne Klimaschutzmaßnahmen übersteigen bei weitem die Investitionen, die wir jetzt in Prävention und Anpassung tätigen können. Jeder Euro, der in den Klimaschutz investiert wird, ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit und Stabilität unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Wer in Klimaschutz investiert, investiert also nicht nur in die Umwelt, sondern in die langfristige finanzielle Stabilität unserer Gesellschaft und die Sicherheit zukünftiger Generationen.